Erfahrungsbericht und erste Umzüge

Im Juli 2020 startete der Caritasverband für Stuttgart e.V. offiziell sein neues Projekt „TürÖffner. Ziel des Projektes ist es, über eine umfassende Unterstützung und Begleitung Eigentümer*innen dafür zu gewinnen, dass sie ihren Wohnraum für eine Vermietung zur Verfügung stellen. Damit stellt sich die Kirche einem eigentlich kommunalpolitischen Problem.

Vier erfolgreiche Vermittlungen sind bereits gelungen.

Inzwischen zeigen sich erste Erfolge: Vier Wohnungen wurden bereits erfolgreich vermittelt. In zwei Fällen tritt die Caritas als Zwischenmieterin auf, zwei Verträge wurden direkt zwischen Eigentümer*in und Mieter*in geschlossen. Unter anderem konnten wir so ein Paar mit ihrem Kleinkind unterbringen. Die Familie hatte zuvor in einer unbeheizten, deutlich überteuerten Wohnung gelebt.

Erfolgreiche Vermittlungen sind zeitintensiv.

Mit unseren vier Wohnungen konnten wir 2020 natürlich nur einen Bruchteil der Anfragen bedienen, die uns erreicht haben. Allerdings zeigt sich auch, dass die Vertrauensbildung und Vermittlung viel Zeit in Anspruch nimmt, wenn sie nachhaltig erfolgreich sein soll. Wir führen vorab Gespräche, bauen eine Beziehung auf, binden Eigentümer*innen eng in die Auswahl der Mieter*innen ein, führen Auswahlgespräche und scheuen uns nicht, noch eine weitere Runde zu drehen, wenn der/die Richtige*n noch nicht gefunden sind. Wir sehen den langen Prozess aber als lohnenswert an und die positiven Rückmeldungen der Eigentümer*innen und Mieter*innen bestärken uns darin.

Die Gruppe der Personen, die über TürÖffner eine Wohnung suchen, ist extrem vielfältig

Auf unserer Warteliste stehen die verschiedensten Menschen. Es ist erschreckend, wie viele Menschen kaum noch Zugang zum Wohnungsmarkt haben.

  • Menschen in Pflege- und Betreuungsberufen;
  • Alleinerziehende;
  • Menschen, die nach einer persönlichen Krise Unterstützungsbedarf haben
  • Geflüchtete, die nach Jahren endlich aus der Unterkunft in ein eigenes Zuhause umziehen wollen;
  • Alleinstehende oder Familien, für die die Miete schlicht nicht mehr bezahlbar ist.

Die Realität auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt ist teilweise erschreckend.

Insgesamt haben wir 2020 ganze 13 Wohnungen angeboten bekommen und besichtigt. Trotzdem kam es nur in vier Fällen zu einer Vermittlung. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. In mehreren Fällen waren die Mietvorstellungen so weit vom aktuellen Mietspiegel entfernt, dass wir diese nicht im Rahmen eines sozialen Projekts vermitteln konnten. Andere Wohnungen waren in einem unzumutbaren Zustand und es konnte keine Einigung über eine Sanierung bzw. Renovierung erzielt werden.

Besonders letzteres hören wir auch regelmäßig von Miet-Interessent*innen. Die Zustände, die Menschen an einem Ort ertragen müssen, der eigentlich ihr Zuhause und Rückzugsraum sein soll, sind teilweise entsetzlich – und die Mieten zugleich vollkommen überteuert.

Die Eigentümer, mit denen wir nun erfolgreich zusammenarbeiten zeigen, dass es auch anders geht. Sie streben eine faire Vermietung an, die für beide Seiten angemessen und gut ist. Nicht selten begegnen sich durch TürÖffner Menschen, die sonst nicht aufeinander getroffen wären. Das ist für beide Seiten eindrücklich. Manche Eigentümer verzichten daraufhin sogar auf einen Teil der Mieteinnahmen, weil sie den Sinn des Projektes verstehen und unterstützen möchten. Diese positiven Erfahrungen motivieren uns, mit vollem Elan weiterzumachen!